Auf der anderen Seite des Sees

Klaas Weniger putzte seine randlose Brille. Ruhig, gründlich, als würde diese Brille und das seidene Einstecktuch seines Anzugs, mit dem er sie putzte, gerade die Welt bedeuten. Als gäbe es nichts wichtigeres. Vor allem nicht der Mann, der am anderen Ende seines Schreibtischs stand und schwitzte. Der wiederum versuchte sich gerade verzweifelt nicht daran zu erinnern, was nochmal mit dem Boten passierte, der schlechte Nachrichten für den König hatte. Die Pause war unerträglich für den Mann. Irgendwann wiederholte er, was er schon einmal gesagt hatte:

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Flucht

Die Blonde im Brautkleid streckte Nick ihre zarte blasse Hand entgegen. Sie öffnete den Mund. Als wollte sie irgendetwas sagen. Doch heraus kamen nur stille Luftblasen. Ihr Gesicht verkrampfte sich. Die Hand reckte sich nochmal in Nicks Richtung. Und nochmal. Mit weit aufgerissenen Augen. Er blieb stehen wie zu Eis erstarrt. Eine unsichtbare Kraft zerrte das wunderschöne Mädchen in die Tiefe. Ihr hübsches Gesicht verschwamm mit dem dunklen, blutgetränkten Wasser. Übrig blieb Nicks Spiegelbild auf der Wasseroberfläche im Mondschein. Nur seine Augen waren anders. Zwei dunkle Höhlen so schwarz wie eine Sturmnacht im schottischen Hochland. Das Spiegelbild sagte: „Mors certa, ora incerta. Erinnere dich.“
„An was soll ich mich erinnern?“
„An alles du Idiot.“

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